Einführung: Warum Business Model Innovation so wichtig ist
Ein Unternehmen muss um jeden Preis konkurrenzfähig bleiben, um erfolgreich zu sein. Die einzige Möglichkeit, dies zu gewährleisten, besteht darin, ständig neue Ideen für die Gestaltung des Geschäftsmodells zu entwickeln und umzusetzen. Das ist nicht immer einfach – oft sind die bestehenden Strukturen so verwurzelt in den traditionellen Methoden des Arbeitens, dass sie sich schwertun, auf neue Ideen zu reagieren. Innovation bedeutet in diesem Fall auch, über die übliche Branchenlogik hinaus zu denken. Neue Wege beschreiten bedeutet immer auch die ursprüngliche Logik infrage zu stellen.
Doch wenn ein Unternehmen nicht in der Lage ist, sein Geschäftsmodell ständig zu verbessern und an die Bedürfnisse der Kunden anzupassen, wird es früher oder später an Konkurrenzfähigkeit verlieren. Lange Zeit war das klassische Geschäftsmodell von Unternehmen stabil und erfolgreich. Doch in den letzten Jahren ist die Welt immer schneller und komplexer geworden. Deshalb ist es für Unternehmen immer wichtiger geworden, flexibel zu sein und ihr Geschäftsmodell regelmäßig zu überdenken. Durch die Digitalisierung und die zusätzlichen Möglichkeiten des Internets, ergeben sich ganz neue Modelle, die vor Jahren noch gar nicht denkbar waren. Der Kunde wird anspruchsvoller und erwartet mehr Leistung, die auf seine Bedürfnisse zugeschnitten sind.
Definition „Geschäftsmodell“
Bevor wir über Geschäftsmodellinnovationen sprechen, müssen wir uns die Frage stellen, was ist eigentlich ein Geschäftsmodell und was gehört alles dazu. Da fängt die Herausforderung schon an, es gibt hunderte von Definitionen. Gefühlt sind alle richtig und alle falsch bzw. unvollständig.
Mir gefällt, wenn auch unvollständig, die folgende Definition.
“Ein Geschäftsmodell (engl. Business Model) ist eine modellhafte Repräsentation der logischen Zusammenhänge, wie eine Organisation bzw. Unternehmen Mehrwert für Kunden erzeugt und einen Ertrag für die Organisation sichern kann“.
Besser wird das Geschäftsmodell beschrieben, wenn wir uns die Dimensionen bzw. die Bausteine des Modells ansehen. Es gibt aus meiner Sicht insgesamt vier davon.
DER KUNDE: Mithilfe des Kundensegments müssen Unternehmen genau bestimmen, welche relevanten Kundengruppen sie adressieren wollen und welche nicht. Der Kunde steht immer im Zentrum jedes Geschäftsmodells — egal, welche Strategie man verfolgt. Dieser Fakt wird leider oft unterschätzt und somit werden die Bedürfnisse der Kunden oft außer Acht gelassen.
DER NUTZEN: Die zweite Dimension beleuchtet, wie das Unternehmen Bedürfnisse der Zielkunden erfüllen kann. Das Nutzenversprechen umreißt alle Produkte und Dienstleistungen, die von Vorteil für den Kunden sind.
DIE WERTSCHÖPFUNG: Um den Nutzen für die Kunden erfüllen zu können, braucht es die passenden Prozesse, Ressource und Kompetenzen, damit an der Wertschöpfungskette entlang eines Unternehmens geplant und gearbeitet werden kann.
DER ERTRAG: Das vierte Merkmal ist die Frage, wie ein Unternehmen Umsatz erzielt, Kosten im Griff hat und am Ende mit dem Geschäft einen Wert erzielt und somit fähig ist, langfristig am Markt zu sein.
Der „Kunde“ und der „Nutzen“ sind in meinen Augen die mit Abstand wichtigsten Bausteine. Darüber wird es hier im Blog noch einen eigenen Artikel geben. Soviel vorweg, wenn du den Kunden und seine Wünsche und Bedürfnisse (Schmerz) nicht kennst, brauchst du gar nicht erst mit einem neuen oder ergänzenden Geschäftsmodell starten. Punkt. Da spielt auch die Wertschöpfung und der Ertrag keine Rolle — woher auch. Es gibt ja keinen Kunden und somit auch keinen Nutzen.
Die o.g. Bausteine lassen sich auch wie im Buch “Geschäftsmodelle entwickeln, Hanser-Verlag” mit den Wer-Was-Wie-Wert — Fragen beschreiben.
WER: sind unsere Zielkunden?
WAS: bieten wir dem Kunden an?
WIE: stellen wir unsere Leistung her?
Wert: wie wird der Wert erzielt?
Beispiele innovativer Geschäftsmodelle
Es gibt über 50 verschiedene Geschäftsmodelle und den Großteil davon kennt ihr — ohne vielleicht den Namen zu wissen oder euch darüber jemals Gedanken gemacht zu haben. Mit jedem Geschäftsmodell lässt sich Geld verdienen, sofern ihr es richtig anwendet und es zu eurem Unternehmen/Idee passt. Einige Geschäftsmodelle sind noch jung, da es die nötige Technologie benötigt, um umgesetzt zu werden. Gerade im Hinblick auf Technologien haben wir in den letzten Jahren einen großen Sprung gemacht — der Digitalisierung sei Dank. Ich stelle hier mal vier spannende Modelle in aller Kürze vor.
Razor and Blade:
Der Name verrät es schon, einer der Ersten, der dieses System für sich entdeckt hat, ist Gilette. Der Rasierer selbst ist nicht teuer, aber die Klingen, die regelmäßig nachgekauft werden, kosten ihr Geld bzw. die Regelmäßigkeit des Nachkaufens sichern den Umsatz des Unternehmens. Genauso und das ärgert mich häufig, macht es auch die Druckerbranche. HP war der Erste der Branche, der seine Drucker für verhältnismäßig wenig Geld angeboten hat und dann mit dem Ersatzteilgeschäft, den Patronen, richtig gutes Geld verdient. Da sind Patronen mal schneller teurer als der Drucker selbst. Auf diesen Zug sind schon einige Unternehmen aufgesprungen, denkt nur an Nespresso — Kaffeemaschine versus Kaffeekapsel. Maschine günstig und gut designed und die Kapseln kostspielig (80,- Euro pro Kilo) und nur schwer zu kopieren. Da braucht es schon einige Patente, damit dieses Geschäftsmodell über viele Jahre funktioniert. Es gilt ja auch mögliche Wettbewerber bzw. Nachahmer auf Abstand zu halten.
“Lock In” ist auch ein Geschäftsmodell und fast identisch mit “Razor and Blade”, allerdings sind hier die Wechselkosten deutlich höher. Gerade bei hohen Investitionen z.B. einer großen Produktionsmaschine, wo die Installations- und Schulungskosten sehr hoch sind, ist ein Wechsel nicht ohne Weiteres möglich. Das Unternehmen kann hier an Nachlieferungen insbesondere Verbrauchsgütern oder an Dienstleistungen in Form von Instandhaltungen Geld verdienen. Gleiches gilt für den Verkauf von Produkten mit einem hohen Vertragsaufwand — hier entscheiden die Vertragspartner über die Dauer der Bindung.
Die Nutzung von Kundendaten:
Die Währung des 21. Jahrhunderts sind Kundendaten. Diese Daten sind übrigens bei vielen Geschäftsmodellen ein Teil der Sicherung von Erträgen, da sie für unterschiedliche Vertriebsansätze eingesetzt werden. Gerade die Social-Media-Kanäle (Facebook, Instagram & Co) nutzen sie für eine treffsichere Werbeverteilung. Big Data ist hier das Zauberwort. Kaum ein Unternehmen wie Google oder Amazon nutzt diese Daten so perfekt, um ihr Business zu vermarkten. Je mehr Daten ich von meinem Kunden bzw. potenziellen Kunden habe, desto größer ist der Wettbewerbsvorteil. Voraussetzung ist die richtige Aufarbeitung dieser Daten, damit daraus die richtigen Schlüsse gezogen werden.
Zahlen bei Nutzung:
Ein alter Hut. Sofern ihr ein Dach über dem Kopf habt und dieses nicht gekauft ist, mietet ihr eure Wohnung oder euer Haus für eine bestimmte — meist unbestimmte Zeit. Heute heißt dieses Geschäftsmodell auch gerne “pay-per-use”. Durch den Einsatz digitaler Technologien ist es ein beliebtes Geschäftsmodell auch für viele andere Branchen und Sparten geworden. Denkt an die Elektroroller, die überall auf den Bürgersteigen stehen und womit viele in der Stadt von A nach B düsen — auch hier nutzt der Dienstleister pay-per-use. Gleiches gilt natürlich auch für Carsharing-Unternehmen. Immer mehr Branchen springen auf den Zug „Internet der Dinge“ auf. Egal, ob Haushaltsgeräte oder Versicherungen, die nur noch die Nutzung abrechnen. Sie zahlen für Ihre KFZ-Versicherung auch dann, wenn Ihr Auto einfach nur vor der Tür steht und nicht genutzt wird. In der o.g. Versicherungsbranche kann das Modell der tatsächlichen Nutzung ein echter — Achtung Buzzword — Gamechanger sein. Technologien machen eine derartige Abrechnung heute möglich.
Extras kosten extra — oder einfach „Add-on“
Mehr eine Preisstrategie als ein Geschäftsmodell. Hier geht darum, dass ein Basis-Produkt meist einen günstigen Preis hat und infolgedessen nur eingeschränkte Funktionen. Das ist in der Online-Welt sehr verbreitetet. Du buchst von einem Unternehmen eine Lösung z. B. eine cloudbasierte CRM-Software, diese hat in der Regel immer eine freie oder kostengünstige Version mit eingeschränkten Funktionen. Das Unternehmen bietet in weiteren Ausbaustufen zusätzliche „Features“, die dann den Preis deutlich in die Höhe treiben. So macht es auch die Autoindustrie, die immer eine Basisversion hat und die Möglichkeit von Sonderausstattungen gegen Aufpreis bietet. Die Fluggesellschaft Ryanair hat sich so als Billigairline etabliert und wurde Vorbild für viele Airlines, die daraufhin Ihre Preisstrategie angepasst haben. Der Flug ist günstig, aber jedes “Add-on” wie Gepäck oder Getränke an Bord kosten zusätzlich Geld.
Quintessence:
Jedes Unternehmen, egal aus welcher Branche, hat die Chance durch neue Produkte und Dienstleistungen in Kombination mit einem neuen Geschäftsmodell, wettbewerbsfähig zu bleiben.
Im Laufe des „Bloglebens“ hier, gehe ich noch auf viele verschiedene Geschäftsmodelle ein und zeige Beispiele auf, wer diese Modelle nutzt bzw. Salonfähig gemacht hat und für wen dieses Geschäftsmodell Sinn macht.